Lava schießt am 4. August 2024 aus dem Vulkan Ätna in die Höhe.
Quelle: AFP/Etna Walk/Giuseppe Distefano
Feuerrote Lava und kilometerhohe Aschewolken, die in die Höhe geschleudert werden: Der Vulkan Ätna auf der italienischen Mittelmeerinsel Sizilien sorgt immer wieder für spektakuläre Bilder, die um die Welt gehen - zuletzt mit seinen Ausbrüchen im Juli und nun auch am vergangenen Wochenende.
Aber ist das nur Spektakel oder geht auch Gefahr einher mit den jüngsten Ausbrüchen von Europas größtem aktiven Vulkan? Besteht gar das Risiko einer größeren Eruption? Und gibt es einen Zusammenhang mit den Ausbrüchen des kleineren Nachbarvulkans Stromboli auf der gleichnamigen Insel?
Wie ist die Lage einzuschätzen?
Die Behörden in Italien haben die "gelbe" Warnstufe für den Ätna ausgesprochen. Bei dem Vulkan gehen die Experten also aktuell von einer geringen bis mittleren Aktivität aus. Hierbei möglich sind beispielsweise Lavafontänen und Aschewolken. Auch Lavaströme aus Gipfelkratern und Rissen sind bei dieser Warnstufe zu erwarten. Laut Behörden besteht dabei keine Bedrohung für bewohnte Gebiete.
Die Warnstufen beschreiben die Aktivität eines Vulkans. Sie werden auf Grundlage einer Kombination aus Überwachungsparametern und Daten aktueller Ereignisse ermittelt. Dargestellt werden die Stufen anhand von vier Farben: grün, gelb, orange und rot. Diese zeigen die mögliche Entwicklung der Vulkanaktivität an.
Da diese auch unvorhergesehen und plötzlich auftreten kann, weisen die Behörden darauf hin, dass von dem Vulkan auch bei grüner Warnstufe eine Gefahr ausgehen kann. (Quelle: Katastrophenschutzbehörde der italienischen Regierung)
Aktuell bricht der Ätna weder stärker noch häufiger aus als sonst üblich, erklärt Vulkanologe Ulrich Küppers von der LMU München gegenüber ZDFheute. Dass die Behörden die Warnstufe hochsetzen, ist demnach völlig normal. Er erwartet, dass die Behörden die Warnstufe wieder heruntersetzen, wenn die Lage in den kommenden Tagen ruhig bleibt.
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Welche Auswirkungen haben die jüngsten Ausbrüche?
Bei den Ausbrüchen im Juli und August wurde Vulkanasche durch den Wind in bewohnte Gebiete getragen. Wenn große Mengen Asche in der Luft sind, beeinträchtige das viele Aspekte einer Gesellschaft, sagt Küppers. Sie könne auch der Gesundheit schaden. Beispielsweise sollte Vulkanasche nicht eingeatmet werden, da sie Augen und Schleimhäute schädigen kann.
Asche- und Rauchwolken haben auch Folgen für die Infrastruktur. So musste der Flughafen in Catania bei den jüngsten Ausbrüchen mehrmals vorübergehend geschlossen werden. Anfang Juli war die Start- und Landebahn laut Flughafenverwaltung wegen "großer Mengen von Vulkanasche unbenutzbar".
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Nach Angaben des ADAC kam es bei Ausbrüchen in der Vergangenheit immer wieder zu Verkehrsproblemen. Wegen der Ascheschicht durften keine Fahrräder und Motorräder unterwegs sein, für Autos wurde die Höchstgeschwindigkeit auf 30 Kilometer pro Stunde reduziert.
Reichen die bestehenden Schutzmaßnahmen aus?
Falls eine Stadt von Lavaströmen bedroht wird, können die italienischen Behörden neben Evakuierungen bestimmte Maßnahmen ergreifen. Diese sollen in der Regel den Weg der Lava ändern, indem zum Beispiel Barrieren gebaut oder Kanäle ausgehoben werden.
Der Ätna ist mit einer Höhe von 3.350 Metern über dem Meeresspiegel und einem Durchmesser von 35 Kilometern der größte Vulkan Europas. Er gilt dort zudem als einer der aktivsten.
Er liegt an der Ostküste Siziliens und hat eine Fläche von etwa 1.250 km². Der Vulkan weist mehrere Schlote auf, die jeweils einen Durchmesser von etwa 200 Metern haben. An den Hängen des Vulkans befinden sich außerdem Hunderte von kleinen Kegeln, die im Laufe der Jahrtausende bei Ausbrüchen an den Seiten entstanden sind. (Quelle: Katastrophenschutzbehörde der italienischen Regierung)
Für das Ableiten von Lava, wie man es in der Vergangenheit versucht habe, brauche es aber "riesige und nicht bebaute Flächen", gibt Küppers zu bedenken. Lavaströme früherer Ausbrüche, vor allem wenn sie deutlich unterhalb des Gipfels an den Flanken des Vulkans austraten, hätten auch einzelne Häuser erreicht oder auch ganze Ortschaften zerstört. Dies lasse sich am Ätna und auch an anderen Vulkanen nicht immer verhindern.
Wie wird der Ätna überwacht?
Der Vulkan wird mithilfe verschiedener Systeme überwacht. Auch GPS- und Wetterstationen gehören dazu. Außerdem wird der Vulkan von Überwachungskameras aufgezeichnet, die sowohl im sichtbaren als auch thermischen Bereich arbeiten. Hochauflösende Radarsatellitenbilder ermöglichen es, den Vulkan bei bewölktem Himmel zu beobachten.
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Könnte jetzt ein stärkerer Ausbruch folgen?
Der Ätna gilt als daueraktiver Vulkan. Das heißt, auch wenn er keine Lava ausstößt, ist er aktiv. Dank der genauen Überwachung könne die vulkanische Aktivität des Ätna bis zu einem gewissen Grad vorhergesagt werden, sagt Küppers.
Eine genaue, zeitliche Präzision mit längerer Vorlaufzeit sei allerdings noch nicht möglich. Stand heute könne man einen Ausbruch ein paar Stunden früher vorhersagen, so der Vulkanologe.
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Gibt es einen Zusammenhang mit jüngstem Stromboli-Ausbruch?
Auch der Vulkan Stromboli, der vor Sizilien aus dem Meer ragt, ist kürzlich ausgebrochen. Hier riefen die Behörden zwischenzeitlich die höchste Warnstufe "rot" aus. Ein Zusammenhang beider Ausbrüche bestehe nicht, erklärt Küppers. So würde etwa keine unterirdische Verbindung bestehen, infolge derer beide aufeinander reagieren würden.
Aufgrund seiner Aktivität in den vergangenen Jahren ist der touristische Gipfelaufstieg des Stromboli seit Juli 2019 behördlich untersagt worden. Laut Küppers liegt das auch an der Erkenntnis der Gemeindeverwaltung, dass sie das Risiko, das von dem Vulkan ausgeht, nicht einschätzen können.
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